Die
Französische Revolution lässt sich in verschiedene Phasen
gliedern, die je nach Historiker anders definiert werden. Hier sind sie
nach Staatsform unterschieden. Vor der Revolution herrschte in
Frankreich der Absolutismus vor. Mit der Verfassungsrevolution
(Generalstände, Nationalversammlung, Bastillesturm, Erklärung
der Menschenrechte, Abschaffung des Feudalismus) zwischen Mai und
August 1789 wurde der absolute Herrschaftsanspruch des Königs
nicht nur in Frage gestellt, sondern faktisch abgeschafft. Es dauerte
aber noch zwei Jahre, bis sich die Staatsform der konstitutionellen
Monarchie definitiv durchgesetzt hatte. Da der König bereits 1789
viel Macht an die Nationalversammlung abgeben musste, fasse ich die
Zeit des Übergangs und diejenige der verfassten Monarchie in der
ersten Phase zusammen. Nach nur einem Jahr wurde der König
gestürzt und Frankreich war zum ersten Mal eine Republik (Phase
2). Doch auch diese hielt nicht lange – durch die immer chaotischeren
Zustände setzte sich bald darauf eine diktatorische Regierung
durch, die sich aber eigentlich auf basisdemokratische Gedanken
stützte (Phase 3). Als die grössten Wirren – Krieg und
Bürgerkrieg – wieder einigermassen unter Kontrolle schienen, wurde
der Diktator – Robespierre – abgesetzt und hingerichtet, worauf
wiederum eine bürgerlich dominierte Regierung die Macht
übernahm (Phase 4). Nach verschiedenen Umsturzversuchen und
Korruptionsversuchen schien auch diese Regierung am Ende – worauf
Napoleon durch einen Staatsstreich an die Macht gelangte und im Prinzip
eine bürgerliche Diktatur durchsetzte (Phase 5). Wohl nicht nur
wegen der Nachfolgefrage krönte sich Napoleon 1804 selbst zum
Kaiser und Frankreich hatte wieder eine konstitutionelle Monarchie, die
wohl in vielem sogar den Hang zur absoluten Monarchie hatte (Phase 6).
Nach 1815 wurde Napoleon abgesetzt und Louis XVIII übernahm die
Macht. Bis 1871 war Frankreich nun fast ununterbrochen eine
konstitutionelle Monarchie.
Zusammenfassung
der Französischen Revolution Ereignisse bis
September 1789
Eine Revolution hat immer viele
Ursachen und geschieht nicht einfach
von einem Tag auf den anderen. In Frankreich wesentlich waren
verschiedene Dinge, so zum Beispiel die so genannte Adelsrevolte (der
Adel weigert sich, Steuern zu zahlen), das Selbstbewusstsein der
Bürger, die Schwäche des Königs, die maroden
Staatsfinanzen und viele Dinge mehr. Der König musste mehr Geld
einnehmen, weshalb er die Generalstände einberief, eine
Versammlung aller drei Stände. Diese Versammlung sollte dem
König unter anderem neue Steuern ermöglichen. Doch alles kam
ganz anders. Die Bürger setzten sich ab, als sie merkten, dass sie
sich nicht durchsetzen konnten und gründeten die
Nationalversammlung, in welcher sie gelobten, nicht auseinanderzugehen
bis Frankreich eine Verfassung habe. Der König wusste nicht, wie
er sich wehren sollte und als eine kleine Menge das Gefängnis
„Bastille“
stürmte und eigene Truppen (eine Nationalgarde)
aufstellte, musste er dem Dritten Stand nachgeben.
Die Unruhen in Paris weiten sich schnell auf das Umland aus. Bauern
stürmten Schlösser, töteten zum Teil sogar Landadlige.
Um noch zu retten, was noch zu retten war, wurde im August die
„Feudalität“ abgeschafft: das Land konnte nun auch von Bauern
gekauft werden. Nur gab es kaum Bauern, die über genügend
Geld verfügten, um sich ihr Landstück selbst anzueignen. Die
Privilegien der ersten beiden Stände wurden abgeschafft und damit
das ganze Ständesystem! In diesem Zusammenhang ist auch die
Proklamation der Menschenrechte zu sehen, die vor allem die Rechte der
Bürger umfasste.
1789-1792 – Die
erste Phase
Der König musste Macht abgeben, doch vorerst gab es noch keine
Verfassung, also kein Grundgesetz an welches er sich halten musste. Der
Adel als weiterhin wichtige Stütze des Königs war grossen
Teils ins Ausland geflohen, die Bürger bestimmten die Politik
immer stärker, der König wusste sich nicht durchzusetzen.
Auch der 1. Stand musste grosse Einschränkungen ertragen – so
wurde der ganze Kirchenbesitz enteignet und vom Staat verkauft, um zu
neuen Einnahmequellen zu kommen.
Erst am 3. September 1791 wird die neue Verfassung vom immer weiter
geschwächten König unterzeichnet. Er erhält darin zwar
ein Vetorecht und stellt die Exekutive, er muss sich nun aber an die
Vorgaben der bürgerlichen Gesetzgeber halten. Die Verfassung
bevorzugte die reichen Bürger – denn es gab ein Zensuswahlrecht.
Das neue Staatssystem nennt man „Konstitutionelle Monarchie“, also eine
Monarchie mit Verfassung. Der König stellt die Exekutive, muss
sich aber an die Verfassung halten.
Die Machtübernahme durch die Bürger wurde im weiterhin
absolutistisch dominierten Ausland mit grosser Skepsis aufgenommen. Man
drohte mit Krieg, um dem zuvorzukommen erklärte Frankreich im
April 1792 Österreich den Krieg.
Im Laufe des Frühjahrs wird immer offensichtlicher, dass der
König mit den Gegnern Frankreichs sympathisiert, weshalb am 10.
August 1792 eine wilde Meute den Königspalast stürmt und den
König absetzt. Dieses Ereignis wird auch als zweite Revolution
bezeichnet, da nun die Monarchie definitiv beendet ist.
1792-1793 – Die
zweite Phase
Im September werden über tausend Regimegegner umgebracht und
grosse Erfolge im Krieg gefeiert. Damit ist der Weg frei für die
Ausrufung der Republik. Eine neue Verfassung tritt in Kraft, in der es
keinen König mehr gibt. Diese Staatsform haben wir im Prinzip auch
heute noch. Es bilden sich in der Legislative drei Fraktionen (Teile):
Die Montagnards, die mit den Sansculotten sympathisieren und „linke“
Forderungen unterstützen, der Marais, der die politische Mitte
darstellt und ziemlich unentschlossen ist und die Girondisten, die
durch das liberale Bürgertum unterstützt werden („Rechte“).
Im Laufe des Herbsts gewinnen die Montagnards, die man zu diesem
Zeitpunkt oft auch als Jakobiner bezeichnet immer mehr die Oberhand.
Als es darum geht, zu bestimmen, was mit dem König geschehen soll,
gewinnen sie mit Hilfe vieler Stimme des „Marais“ die Abstimmung und
der König wird im Januar 1793 geköpft!
Die Köpfung eines Königs von Gottes Gnaden ist ein
ungeheuerliches Ereignis, was die Kriegsanstrengungen von Frankreichs
Gegnern massiv erhöht. Auch im Inneren steuert Frankreich einem
Bürgerkrieg entgegen, im Frühjahr kommt es zu einer
Hungersnot. Um diesem Chaos Herr zu werden, braucht es in Frankreich
klare Entscheidungsträger - im April übernimmt eine
kleine Gruppierung um den Jakobiner Maximilien de Robbespierre die
Staatsmacht.
1793-1794 – Die
dritte Phase
Im Juni1793 werden viele Girondisten vertrieben oder gar umgebracht,
die Montagnards oder Jakobiner übernehmen zunehmend die Macht in
Frankreich. Nach einer Massenmobilmachung im August 1793
(möglichst die ganze männliche Bevölkerung soll sich am
Krieg beteiligen) und weiteren Hinrichtungen an gemässigten,
girondistischen Politikern wird die Regierungsmacht komplett vom
Wohlfahrtsausschuss unter Robbespierre übernommen. Er hat dabei
die Unterstützung der Sansculotten, also der ärmeren
städtischen Bevölkerungsschichten. Durch die Festlegung
von Nahrungspreisen und Löhnen, werden deren wichtigste
Forderungen erfüllt. Im Herbst 1793 bis Frühjahr 1794
herrscht in Frankreich das Chaos. Bedroht von aussen (Krieg) und innen
(Bürgerkrieg) kommt es zu massenhaften Verhaftungen und
Hinrichtungen. Jeden kann es treffen, die Verunsicherung ist gross,
aber es gelingt der Regierung sowohl den Krieg zu gewinnen als auch den
Bürgerkrieg einzudämmen.
Nach einem schrecklichen halben Jahr sehnen sich viele Menschen vor
allem nach Frieden. Als sich die Situation tatsächlich beruhigt,
gibt es keinen Grund mehr für eine Diktatur unter Robespierre,
weshalb dieser im Juli 1794 abgesetzt und hingerichtet wird. Als Folge
übenimmt eine bürgerliche Regierung die Staatsmacht in
Frankreich.
1794-1804 – Die
vierte bis fünfte Phase
Frankreich erholt sich nur langsam, Korruption und Misswirtschaft
bestimmen das Leben. Doch die Diktatur wurde beseitigt und wir haben
wieder eine bürgerliche Republik, bis Napoleon 1799 die Macht an
sich reisst und als Alleinherrscher die Geschicke Frankreichs bestimmt.
Es gelingt ihm, die innen- und aussenpolitische Lage zu beruhigen,
weshalb er grosse Unterstützung im Volk findet. Am 2. Dezember vor
genau 200 Jahren krönt er sich selbst zum Kaiser, nachdem er in
einer Wahl die Mehrheit der Stimmen erhalten hat. Damit hat Frankreich
wieder eine Erbmonarchie, die sich aber deutlich von derjenigen unter
Louis XIV-XVI unterscheidet.