Inhalt: Rassenhygiene, Darwinismus, Sozialdarwinismus, Eugenik
Die Rassenhygiene - ihre Geschichte in Deutschland
1859 publizierte Charles Darwin (1809-1882) sein Werk Ȇber
die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung
der Arten der begünstigten Rassen im Kampfe ums Dasein«. Mit der
von ihm entworfenen Evolutionstheorie, die die Höherentwicklung der
Lebewesen durch Mutation und Selektion erklärte, revolutionierte Darwin
die biologischen Wissenschaften. Seine Evolutionstheorie wurde auf den Menschen
übertragen und in dem Sinne umgedeutet, daß nur derjenige in der
Gesellschaft überleben würde, der am tüchtigsten
sei. Es entstand die verkürzte Formel des
Sozialdarwinismus: Die sozial Schwachen sind auch zugleich die biologisch
Untauglichen.
Einer der ersten, der die darwinsche Evolutionstheorie auf die historische
Entwicklung des Menschengeschlechts und auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
übertrug, war der Zoologe Ernst Haeckel (1834-1919). Seine These lautete,
daß die Zivilisation mit ihren medizinischen und hygienischen Errungenschaften
eine Gefahr für die Menschheit sei, da sie den natürlichen Ausleseprozeß
außer Kraft setze und somit den Trägern von Erbkrankheiten (d.h.
den »Entarteten«, den »Untauglichen«) die Möglichkeit
gegeben würde, sich immer weiter zu vermehren und so das Volk zu »durchseuchen«.
Als Begründer der deutschen Rassenhygiene gelten die beiden Mediziner
Wilhelm Schallmeyer (1857-1919) und Alfred Ploetz (1860-1940). Das Ziel der
Rassenhygieniker der Weimarer Republik - die Rassenhygiene oder Eugenik war
zu dieser Zeit schon eine international anerkannt Wissenschaft , die u.a.
in vielen europäischen Ländern, in Kanada, USA und der Sowjetunion
betrieben wurde - war es, diesen »Niedergang des Volkes« zu verhindern.
Sie waren überzeugt, mit Hilfe der Erkenntnisse der Vererbungslehre
die deutsche Bevölkerung retten zu können. Mit ihrem Sendungsbewußtsein
wandten sie sich an Staat und Bevölkerung, um sie von ihren Ideen zu
überzeugen und die Menschen dazu zu bringen, Ehepartnerwahl nach den
Gesichtspunkten der Eugenik zu betreiben. Gesundheitsaufklärerische Vorhaben
lagen in den Zwanziger Jahren im Trend: Ausstellungen, Vorträge, Volkshochschulkurse,
Radiosendungen, Kinofilme etc. befaßten sich mit gesundheitlichen Themen.