Inhalt: Arabische Länder
zwischen den Kriegen
vgl. auch Palästina
Was ist ein "Araber" - externe
Definition
Erster Weltkrieg
- während des Ersten Weltkrieges
versuchten die Briten die Araber für sich zu gewinnen (trotz der
Balfour declaration), und appellieren an den arabischen Nationalismus.
Nach 1945 werden sich daraus fatale Folgen zeigen
- das Osmanische Reich kämpft
im Ersten Weltkrieg an der Seite von Österreich und Deutschland gegen
Grossbritannien, Frankreich und Russland - sie verlieren, 1918 beherrschen
Briten und Franzosen den Nahen Osten
- das Osmanische Reich verliert
seine arabischen Provinzen, wird quasi zur Türkei
- während rund 400 Jahren
lebten die Araber unter osmanischer Herrschaft - nicht einmal Istanbul als
Hauptstadt bleibt bestehen, die Resttürkei verlegt den Haupstadtsitz
nach Ankara (vgl. "Türkei")
- Briten haben die Einsicht,
dass Araber eine Sprache, eine Kultur haben und somit auch das Recht auf
einen oder mehrere selbstverwaltete Staaten (dieser Anspruch wird zum ersten
Mal gesehen)
Zwischenkriegszeit
- Frankreich gewährt dem
Libanon 1926 die Selbstverwaltung, Syrien soll sie gegeben werden, wegen
nationalistisch-arabischen Umtrieben wird sie aber wieder zurückgezogen
- 1930: Unabhängigkeit
des Irak und Transjordaniens durch Briten gewährt - es fehlen aber
politische Schichten --> labile Grundlage für Staatswesen
- Ägypten hat starke Parteienlandschaft,
bringt Briten dazu sich 1936 auf gewisse Regionen zurückzuziehen
- für Franzosen und Engländer
haben diese Gebiete weiterhin strategische und wirtschaftliche Bedeutung:
Weltmacht; Suezkanal; Flugrouten; zunehmend Erdöl
- Investitionen bleiben verhältnismässig
gering - arabische Länder sind klar von Europa abhängig
Kulturgeschichte
- französische Einwanderungen
besonders im Maghreb, landwirtschaftliche Grossbetriebe entstehen, ziehen
vor allem in Städte
- Europäer fühlen
sich kulturell überlegen und wollen sie "zivilisieren" - wenn die Araber
die europäische Kultur und Sprachen erlernen würden, würden
sie wohl einmal gleichberechtigte Partner werden können...
- Problem der "petits blancs"
- "weisse Franzosen", im Maghreb geboren, sprechen eigenen Dialekt von Französisch
- wollen nicht nach Frankreich, da sie es nicht kennen
- Ähnliches in Palästina,
wo die Juden eigene Kultur mitbringen, hebräische Sprache gebrauchen
etc. (vgl. auch "Palästina")
- Klasse von einheimischen Grundbesitzern
entsteht
- Fortschritte im Bildungswesen
- zögerlich... - höhere Bildung von Europäern geleitet -
für arabischen Jugendlichen bedeutet Studium soziale und psychologische
Entwurzelung
- nur mit "europäischer"
Bildung Chance auf guten Beamtenjob
- enormes Bevölkerungswachstum
- bessere Hygiene v.a. in Städten
vermindert die Seuchenhäufigkeit --> Städte nehmen an Wichtigkeit
zu, Nomaden ab, oft Sesshaftwerdung, Zunahme der landwirtschaftlich genutzten
Fläche, Einrichtung neuer Bewässerungssysteme
- in Städten entstehen
neue bürgerliche Viertel ausserhalb der Medina --> Medinas werden
von den Armen "eingenommen", Armenviertel entstehen
- neue Verkehrsmittel trennen
Arbeits- und Wohnort
- Eisenbahnnetze werden erweitert,
Tageszeitungen bringen Internationalisierung
- Französisch oder Englisch
werden in den gebildeten Schichten üblich - allgemeine kulturelle
Europäisierung
- durch Kunst und Medien wird
vereinfachte Version von arabisch verbreitet, städtische kulturelle
Elemente gelangen in die Dörfer, die bis anhin nicht bis über
ihr Nachbardorf hinaussahen
Nationalismus,
Religion
- Nationalismus entsteht -
und ist starkes treibendes Element für Emanzipation der Frauen! (Bildung
verstärkt Kraft, gesamtes Kräftepotential der Nation muss genutzt
werden) insgesamt bleibt aber Emanzipation bescheiden
- starke kulturelle Umwandlungen
- Schari'a verliert an Bedeutung,
duales Rechtssystem wird eingeführt
- nachbarschaftliche Kontrolle
geht in Städten z.T. verloren - erhöhter Alkoholkonsum, "sündigeres"
Leben
- Islam nimmt an Bedeutung
ab
- Trennung von Religion und
Politik - Aufgabe des Kalifats
Ali Abd ar-Raziq (1888-1966): Al-islam
wa usul al-hukm (Der Islam und die Grundlagen der politischen Macht) Kairo
1925. Zit. nach Hourani, Albert. Geschichte der arabischen Völker.
Frankfurt am Main 2000. S. 421f.
"In Wirklichkeit hat die Religion des Islam nichts mit dem Kalifat zu
tun, das die Muslime kennen. ... Es ist ebensowenig eine religiöse Institution
wie das Amt des Richters oder irgendein staatliches Amt. ... Dies sind alles
rein politische Ämter. Religion hat nichts mit ihnen zu tun.
Die Religion kennt sie nicht, lehnt sie auch nicht ab; sie fordert oder
verbietet sie nicht. Sie überlässt es uns, in Hinblick auf sie
die Grundsätze der Vernunft zu Rate zu ziehen, die Erfahrung der Nationen
und die Gesetze der Staatskunst.
- Gegenbewegung: zurück
zu den eigenen Wurzeln, zurück zum Koran
- Gründung von nichstaatlichen
arabischen Schulen
- Ruf nach der Schari'a
- Panarabismus
- Politisierung des Glaubens
- Regierung nur unter Schari'a
- Niedergang des Islam sei
auf verderbliche Einflüsse Europas zurückzuführen. Um dem
entgegenzutreten müsse man sich wieder am Koran orientieren
- vor allem nichtfranzösisch
oder englisch sprechende Handwerker aus den unteren und mittleren Schichten
schliessen sich ihnen an
- das heutige Saudiarabien wird
Mitte der Zwanziger Jahre vom König von Nedsch, Ibn Saud, geeinigt. Nur
Jemen (von Italien unterstützt) bleibt eigener Staat
- Einführung der Schari'a
- vorerst kleines Wüstenvolk, aber heilige Stätten der Muslime
befinden sich dort. Beweis, dass mit Hilfe der Schari'a und ohne europäische
Macht ein islamischer Staat geführt werden kann.
- Arabische Halbinsel allein
bleibt vom europäischen Einfluss verschont
- 30er Jahre: erste Erdölfunde!!!