Schiiten:
externe Definition der Schia (extern)
Was unterscheidet Sunniten und Schiiten
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Unterschied Sunniten Schiiten
- Die Schiiten fügen der Schahada noch einen Zusatz bei: "Ich bezeuge, dass Ali der Freund Allahs ist."
- Sie feiern zudem ein spezielles religiöses Fest: Schweizer: "Einmal im Jahr strömen fanatisch erregte Menschenmassen in einer Trauerprozession durch die Strassen, steigern sich mit dem ständig wiederholten Ruf "Hussein! ... Hussein! ..." in Ekstase, raufen sich die Haare, wälzen sich auf dem Boden, ja lassen sich zu blutigen Selbstverletzungen mit Messern und Peitschen hinreissen."
- Der Glaube an die zwölf Imame und speziell an den entrückten zwölften Imam ist in den Augen der Sunniten ketzerisch, da somit nicht Mohammed, sondern der zwölfte Imam der Vollender der Geschichte, der Gottesbote sein soll
- Im Islam gibt es zwei Grundrichtungen, die je weiter unterteilt sind - die Schiiten und die Sunniten
- Für die Schiiten gelten nur die Nachkommen Alis, des Ehemanns der Prophetentochter Fatima als mögliche Führer, für Sunniten können alle Verwandten Mohammeds (er hatte keine direkten Nachkommen) als Glaubens- oder politische Führer fungieren
- Männer, die ihren Stammbaum auf Ali zurückverfolgen können, haben bei den Schiiten den Namen Sayyed und dürfen einen schwarzen Turban tragen
- Die Parabel vom Schiff der Schiat Ali nach Gerhard Konzelmann
- "Ferdusi schildert, dass auf dem von Gott geschaffenen Meer siebzig Schiffe schwimmen. Auf den Schiffen befinden sich weisse, braune und schwarze Menschen - allerdings nur Männer. Sie sind alle auf den wilden Wellen unterwegs auf der Suche nach dem Heil.
Mit den siebzig Schiffen sind siebzig unterschiedliche Religionen gemeint, die den Zugang zu Gott suchen, die den Menschen in gefahrvollen Situationen helfen wollen. Sie sind alle vom Untergang bedroht - bis auf ein Schiff, dessen Besatzung in der Lage ist, allen Bedrohten die Hand entgegenzustrecken.
Dieses eine Schiff ist besonders prächtig ausgestattet. Auf ihm reist die "Heilige Familie". Sie besteht aus dem Propheten Mohammed, dessen Schwiegersohn Ali und aus den Propheten-Enkeln Hassan und Husain. Mohammed und Ali sitzen unter einem Baldachin; Hassan und Husain stehen daneben. Während die Menschen auf allen anderen Schiffen ihre Gesichter unverhüllt zeigen, tragen Mohammed, Ali, Hassan und Husain feine, nahezu völlig durchsichtige Schleier. Ihre Häupter sind von goldenem Glanz umgeben.
Die Parabel vom Schiff der Schiat Ali will zeigen, dass die Familie des Propheten das Heiligste darstellt, was die Menschheit besitzt. Die "Heilige Familie" - so glauben die Schiiten und mit ihnen Ferdusi - ist von Allah als ein Symbol der absoluten Vollkommenheit geschaffen worden. Sie allein kann den Menschen heil bringen in Zeiten der Bedrängnis.
Der absolute Glaube an die "Heilige Familie", an die Nachkomen des Propheten, die Ali, Hassan und Husain heissen, unterscheidet den Schiiten vom Sunniten."
Schiiten im Iran
"Volk und Kultur Irans sind in mehr als tausend Jahren zutiefst vom Islam geprägt worden. Indessen gingen die Perser auch dabei einen Sonderweg, der für das Entstehen der heutigen Staatsform bedeutsam wurde. Die Spaltung begannn mit einem dynastischen Streit über die Nachfolge des Propheten. Eine einflussreiche Mehrheit der Gläubigen setzte sich nach dem Tod Mohammeds damit durch, einen Kalifen (Stellvertreter) zum weltlichen und geistlichen Herrscher der Gemeinschaft zu wählen. Aus dieser Sunna (Gewohnheit) entwickelte sich die Glaubensrichtung der Sunniten, der neun Zehntel aller Muslime angehören.
Eine Minderheit, genannt die Schia (Partei) Alis, stellte dem die Auffassung entgegen, dass allein der Neffe und Schwiegersohn des Propheten dazu berechtigt sei, die Gemeinschaft der Gläubigen zu führen. Ali wurde zwar vierter Kalif, fiel aber schon nach wenigen Jahren einem Mordanschlag zum Opfer. Sein Sohn Hussein kam mit siebzig Angehörigen und Gefährten in der Schlacht von Kerbela ums Leben - im Kampf gegen einen Rivalen, der in den Augen der Schiiten ein Usurpator war. Gerade weil die Nachkommen von Husseins einzigem Sohn, der das Massaker überlebt hatte, nirgends an die Macht gelangten, wurden sie für ihre Gemeinde zu Trägern einer unwiderlegbaren inneren Wahrheit, ausgestattet mit der Befähigung zu höheren Einsichten."
Unter den Schiiten sind die derzeit 68 Millionen Iraner die wichtigste Nation. Während die Sunniten, für die alle Gläubigen vor Gott gleich sind, keine theologische Hierarchie kennen, haben die Schiiten eine Klasse von Berufsklerikern hervorgebracht, oft von Generation zu Generation miteinander verwandt. Ihre Schicht stellt in der Islamischen Republik einen erheblichen Teil der Amtsträger. Höchste moralische - und heute vielfach auch politische - Autorität sind die Ayatollahs.
Ein weiterer Unterschied zur Sunna ist der Märtyrerkult, der sich aus dem Andenkenan Kerbela entwickelt hat. Auch dieser Kult kann tagespolitische Auswirkungen haben." Im Trauermonat Moharram kommt es zu massenhaften öffentlichen Selbstgeisselungen Aus: Chimelli 2000, S. 31ff.
Ali
- Ali Ibn Abu Talib ist der Schwiegersohn Mohammeds, der Mann der Prophetentochter Fatima
- Nach Drohungen gegen Mohammed, der sich gegen die Prostitution und Vielgötterei wandte, muss er Mekka verlassen, um nach Jathrib (Medinat al Rasul - Stadt des Propheten, später einfach Medina) zu ziehen, wo er erwartet wird und die religiöse und politische Führung übernehmen soll
- Gerhard Konzelmann beschreibt diese Nacht der Flucht: "In jener Nacht, als Mohammed heimlich sein Haus verliess, weil er die Gefahr sah, auf seinem Lager von der eigenen Verwandtschaft erschlagen zu werden, war Ali so mutig, sich anstelle des Propheten ins Bett zu legen. Ali riskierte sein Leben - und Mohammed konnte ungehindert entkommen."
- Ali macht sich verdient und hofft auch darauf, die Nachfolge Mohammeds als Staatsoberhaupt von Medina übernehmen zu können - die ihm aber nach des Propheten überraschenden Tod verweigert wird
- Ali: Mohammed habe klar gesagt, jemand aus der Familie müsse Nachfolger werden; Abu Bakr gelangt an die Macht, der immerhin Vertrauter Mohammeds war...
- Ali stellte die ersten Koransuren zusammen
- Angeblich soll Mohammed gesagt haben: "Wenn ich nicht mehr bin, hinterlasse ich die zwei wertvollsten Geschenke Allahs - das sind der Koran und meine Familie" - somit müsse Ali sein Nachfolger werden, da er zur Familie gehöre (wobei er nicht blutsverwandt ist!)
- ein anderer Spruch Mohammeds bestätige diese Haltung: "Ich bin der Baum des Paradieses. Dieser Baum reicht mit seinen Zweigen bis auf die Erde. Wer diese Zweige ehrt, wer bei ihnen das Heil sucht, dem ist das Paradies sicher." - damit sollte wohl die Sonderstellung seiner Nachkommen - der Zweige - hervorgehoben werden
- Im Jahre 656 kommt es zu einer Rebellion und Ali kann die Macht übernehmen
- Da seine Nachkommen Söhne Fatimas, der Prophetentochter waren, werden diese "Begründer einer Dynastie"
- Doch Alis Herrschaft dauert nicht lange. Konzelmann: "Im Juli 657, im 36. Jahr des Islam, wandte Muawija eine List an. Er befahl seinen Reitern, Seiten aus dem Koran an ihre Lanzen zu heften und dann entschlossen anzugreifen. Als die Kämpfer des Ali sahen, dass Blätter des Heiligen Buches ihnen im Sturmangriff entgegengetragen wurden, wichen sie zurück. "Sie hatten Respekt vor dem Koran. Ali, der ihnen diesen Respekt beigebracht hatte, war der Verlierer."
- Doch Ali gibt nicht auf und schickte immer wieder Briefe an den Kalifen mit folgendem Inhalt: "Allah, der Ruhmreiche und Edle, hat bestimmt, dass Blutsverwandtschaft mit dem Propheten respektiert werden muss. Deshalb stehen die Mitglieder der Prophetenfamilie über allen anderen Menschen."
- Am 22. Januar 661 wird Ali mit einem in Gift getränkten Dolch angegriffen und stirbt drei Tage später
- Er soll in Nadschaf begraben worden sein (im heutigen Irak)
Hassan
- Hassan, der Sohn Alis soll seine Nachfolge antreten, dieser will jedoch das Leben geniessen...
- Hassan lässt sich zum Kalifen proklamieren - wobei die Macht in Damaskus lag
- nach militärischen Auseinandersetzungen soll Hassan seinen Anspruch als Prophetenenkel an den Kalifen in Damaskus verkauft haben - so die sunnitische Sichtweise
- Konzelmann: "Wer sich in Iran auf die "Encyclopedia of Islam" beruft und die Meinung äussert, Hassan habe sich durch Annahme von Geld die Ansprüche auf das Kalifat und auf die Rechte der "Heiligen Famlie" abkaufen lassen, der muss mit wütenden Reaktionen rechnen. Für die Schiiten, die von der islamischen Revolution des Ayatollah Chomeini geprägt sind, ist Hassan der Zweite der "Imame" in der Kette der heiligen Männer aus der Familie des Propheten, die von Ali bis zum Zwölften Imam reicht. Der Imam Hassan trägt den Ehrentitel "Shahid" - "Märtyrer"." Hassan soll vom Kalifen der Omayyaden getötet worden sein, weil er sich eben geweigert haben soll, die Rechte abzugeben
Husain
- Husain ist der jüngere Bruder von Hassan und wird sein Nachfolger
- Er ist kriegerisch, versucht den Schiiten den Durchbruch zu bringen, wird am 9. Oktober 680 bei einer Schlacht gefasst. Doch kann dieser Enkel des Propheten einfach umgebracht werden, oder würde das Allah nicht verzeihen?
- Husain weigert sich, zu kapitulieren, weshalb ihn die Omayyaden dann doch umbringen. Zuvor spricht Husain folgende, den Schiiten heilige Worte: "Wisset, dass ich Husain bin, der Sohn der Fatima, der Tochter des Gesandten Allahs. Ich bin der Sohn des Ali, des ersten Gläubigen im Islam. Zu ihm hatte der Prophet gesagt: "Dein Fleisch ist mein Fleisch und dein Blut ist mein Blut." Ich bin der Bruder des Hassan, von dem der Prophet gesagt hat: "Dieser Hassan ist der Herr aller Bewohner des Paradieses."Wenn ihr also Moslems seid, und wenn ihr zum Volk meines Grossvaters zählt, wie sollt ihr dann am Tag der Auferstehung die Feindschaft mit mir rechtfertigen? Ihr wollt mein Blut vergiessen, obgleich ich bei Mohammed hoch angesehen war! Was habe ich begangen, dass ihr glaubt, das Recht zu haben, mich umzubringen? Bin ich ein Mörder? Bin ich ein Räuber? Ich lebte zurückgezogen in Mekka, bis mich die Männer aus Kufa eingeladen haben, zu ihnen zu kommen. Wenn ihr euch die Gnade Allahs erhalten wollt und die Fürsprache meines Grossvaters, so lasst mich und die Meinen nach Mekka zurückkehren, denn mich reizt keine weltliche Herrschaft mehr."
- Husain soll in Kerbela begraben sein
- Konzelmann: "Mit dem Tod des Husain hatte die Schiat Ali ein festes Fundament erhalten. Der Märtyrertod des Prophetenenkels war ein schreckliches Ereignis, das sich ins Gemüt einprägte, das Mitleiden auslöste, das nachzuvollziehen war: In der Islamischen Republik Iran nehmen sich in unserer Zeit gläubige Männer vor, am 10. Tag des Monats Moharram, am Todestag des Husain, dessen Leiden selbst erleben zu wollen: Sie schlagen sich und fügen sich Schmerzen zu."
Husains Aeltester - Zain al Abidin
- Sohn einer Persin und Husains - Mohammed soll laut Ali einmal gesagt haben : "Die Familie des Propheten ist die beste unter allen Familien - die Perser aber sind das beste Volk."
- Die Perser werden zum Volk der Schiiten
- jeweils der älteste Sohn wird als "Imam" bezeichnet
- Der Imam hat folgende Wichtigkeit: Konzelmann: "Der Prophet hat im Koran zwar die volle Wahrheit verkündet, doch er hat gewisse Geheimnisse für sich behalten. Diese Geheimnisse gab der Prophet an Ali weiter. Ali hat von sich aus einen Vertrauten benannt, der das Wissen des Propheten zu bewahren hatte. Dieser Mann des Vertrauens ist der Imam. Jeder Imam trägt das Geheimnis weiter zur nächsten Generation."
- Der achte Imam wird vergiftet - und ist als einziger in Persien, in Meshed, begraben - für Schiiten ist dieses Heiligtum sogar wichtiger als Mekka
Der Zwölfte Imam
- Der elfte Imam soll eine christliche Frau geheiratet haben, die folgenden Traum gehabt haben soll: Konzelmann: "Jesus erschien mir mit allen seinen Jüngern. Sie standen genau an der Stelle, wo der Thronsessel aufgestellt war. Mohammed trat auf Jesus zu. Hinter Mohammed schritt Ali. Alle Nachkommen von Ali, die erleuchteten Imame, gingen in strahlendem Licht. Jesus umarmte Mohammed. Der Prophet aber sprach: "O du Geist Allahs! Ich bin gekommen, um die Tochter aus dem Stamm deines Jüngers Simon für meinen Nachfahren zu erbitten." Jesus blickte auf Simon und sagte: "Adel und Ruhm sind hier erschienen, um deine Sippe mit der Familie des Mohammed zu vereinigen. Simon stimmte der Hochzeit zu, und alle stiegen auf eine Empore, die aus Licht gebaut war."
- "Dem Christentum ist in der Heilsvorstellung der Schiiten eine dienende Funktion zugewiesen. Nicht Jesus, der Sohn der Maria, bringt den Menschen Erlösung, sondern der Sohn, den eine christliche Prinzessin mit einem Mann der Schiat Ali gezeugt hat. Ein Nachfahre des Propheten Mohammed und des Ali wird - nach schiitischer Überzeugung - Vollstrecker des göttlichen Willens am Ende der Zeiten sein. Der Zwölfte Imam, der Sohn des Elften Imam und der christlichen byzantinischen Prinzessin, wird am Tag des Jüngsten Gerichts Gut und Böse trennen; er wird Richter und Erlöser sein."
- Mit rund 6 Jahren wird Mohammed, der Sohn des elften Imam, zum Imam und wird bald darauf "entrückt" - er ist noch nicht im Himmel, sondern noch auf Erden und nehme Kontakt zu gewissen wichtigen Menschen auf, denen er Rat leiste - er "erleuchte" sie in allen wichtigen Glaubensfragen
- "er werde aber kurz vor dem Ende der Zeiten für alle sichtbar wieder in Erscheinung treten, zum letzten Heiligen Krieg des Islam aufrufen, über sämtliche Widersacher triumphieren und dann als "rechtgeleiteter Kalif" die ganze Menschheit <Fehler>
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